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7 Liebesfilme, die laut Psychologin verboten werden sollten

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Rica Pahlke

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(Bildquelle: Netflix/ Chris Baker)
Was einen guten Liebesfilm ausmacht? Definitiv überraschende Wendungen und intensive Emotionen! Was viele Zuschauer*innen auf der Leinwand als spannend empfinden, ist aufs echte Leben übertragen allerdings oft höchstproblematisch. Denn immer wieder finden sich in Liebesfilmen – egal, ob schon älter oder ganz aktuell – toxische Muster wieder: von Kontrolle über Grenzüberschreitungen bis hin zu Manipulation. Katharina Samoylova, Psychologin und Mentorin für Frauen nach toxischen Beziehungen, kennt sich mit all diesen Mustern bestens aus und erlebt in ihrer Arbeit mit Betroffenen hautnah, was sie anrichten können.

Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was gesunde Liebe ist und was nicht, sollten einige Liebesfilme ihrer Meinung nach (wenn sie schon nicht verboten werden können) Content-Warnungen bekommen. Welche Filme dazugehören und warum die Expertin sie als problematisch einstuft, erfahrt ihr hier.

"365 Tage"​

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(Bildquelle: Netflix/ Karolina Grabowska)
Laut Katharina Samoylova ist der Netflix-Film "365 Tage" ein Paradebeispiel für romantisiertes Stockholm-Syndrom. Die weibliche Hauptrolle Laura wird während ihres Urlaubs auf Sizilien entführt – und ihr Entführer Massimo gibt ihr anschließend ein Jahr Zeit, um sich in ihn zu verlieben. Obwohl Laura permanent von ihm kontrolliert, manipuliert und eingeschüchtert wird, entwickelt sie schnell Gefühle für ihn und schwärmt am Ende sogar ihrer Freundin vor, wie begehrt sie sich von ihm fühlt.

"Das komplette Machtgefälle, die Angst, die totale Abhängigkeit – all das wird als leidenschaftliche Liebe inszeniert", sagt die Psychologin. "Für mich ist das kein Erotikfilm, sondern eine gefährlich romantisierte Darstellung von Kontrolle und Gewalt. Viele Frauen in meiner Praxis erzählen ähnliche Geschichten: Sie wurden nie physisch entführt, aber emotional – durch einen dominanten, kontrollierenden Mann, der sie anfangs idealisiert und ihnen das Gefühl gab, die Einzige zu sein. Genau das zeigt dieser Film, nur eben verpackt als 'sexy Fantasie'."

"Through my Window – Ich sehe nur dich"​


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In "Through my Window – Ich sehe nur dich" geht es um Raquel, die heimlich in ihren Nachbarn Ares verliebt ist. Sie sammelt Fotos von ihm, träumt von ihm – eine klassische Teenager-Schwärmerei, die aber schon fast in Richtung Stalking geht, wie Katharina Samoylova findet. Als Ares von Raquels Gefühlen erfährt, hackt er ihren Computer und erpresst sie. Er bricht mehrfach durch das Fenster ihres Schlafzimmers bei ihr ein, verführt sie und verletzt sie immer wieder emotional. Trotzdem geht der Film mit einem Happy End aus.

"Hier wird ein klassisches toxisches Narrativ bedient", erklärt die Psychologin. "Der Bad Boy wird durch die Liebe zur Vernunft gebracht, ja sogar 'gerettet'. Besonders kritisch finde ich, dass es sich hier um Jugendliche handelt. Die erste Liebe prägt uns tief. Wenn sie bereits mit Kontrolle, Grenzverletzungen und emotionalem Schmerz beginnt, lernen junge Menschen, dass Liebe genau so aussehen muss. Ares ist dazu noch der typische Vermeidungstyp: erst Nähe, dann radikaler Rückzug, dann Eifersucht. Und am Ende wird er trotzdem mit Liebe belohnt. Was für ein Signal!"

"My Oxford Year"​


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Auf den ersten Blick wirkt "My Oxford Year" harmlos: Studentin, England, Romantik. Doch dann verliebt die weibliche Hauptrolle Anna sich in ihren Dozenten Jamie. Schon das ist laut Katharina Samoylova ein Machtgefälle, das in der Realität hochproblematisch wäre. Hinzukommt, dass Jamie Anna verschweigt, dass er unheilbar krank ist. Als sie es schließlich herausfindet, bleibt sie trotzdem bei ihm – und zwar bis zu seinem Tod.

Das Ganze wird als große, aufopfernde Liebe dargestellt, doch aus Sicht der Psychologin steckt darin ein gefährliches Muster: "Sie stellt seine Bedürfnisse über ihre eigenen – das ist keine gesunde Liebe, das ist Co-Abhängigkeit. Die Botschaft lautet: 'Wahre Liebe heißt, dich selbst zu vergessen.' Aber genau das ist das Gegenteil von gesunder Bindung", so Katharina Samoylova. "Eine langjährige Partnerschaft am Ende durch Krankheit zu begleiten – das ist etwas ganz anderes. Aber hier beginnt die Beziehung bereits mit dieser Dynamik. Sie opfert ihr Leben, ihre Karriere, ihre Pläne für jemanden auf, den sie seit wenigen Wochen kennt. Das wird als romantisch verkauft, ist aber zutiefst destruktiv."

"Fall for Me"​


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Die Beziehung von Lilli und Tom im Netflix-Film "Fall for Me" ist eine einzige emotionale Achterbahn. Die beiden lernen sich in einem Club kennen, fühlen sich sofort zueinander hingezogen und beginnen eine Affäre miteinander – bis herauskommt, dass Tom ein Liebesbetrüger ist und Lilli ganz bewusst um den Finger gewickelt hat. Sie streiten sich, es gibt eine leidenschaftliche Versöhnung und am Ende – Überraschung – ist alles wieder gut zwischen ihnen. Ganz nach dem Motto: "Wenn du wirklich liebst, vergibst du alles."

"Für mich ist das ein Paradebeispiel toxischer Dynamik", sagt Katharina Samoylova. "Es geht von Anfang an nicht um Vertrauen, sondern um Machtspiele und Verführung. Diese ständige emotionale Achterbahn – Aufregung, Schmerz, dann wieder Leidenschaft – hält viele Frauen in destruktiven Beziehungen gefangen, weil sie denken, Liebe müsse sich so 'intensiv' anfühlen. Der ständige Wechsel zwischen Nähe und Distanz, die Gefahr, die für Nervenkitzel sorgt – das wird dank Filmen wie diesem als Verliebtheit verkannt."

"Ein echter Gentleman"​


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In "Ein echter Gentleman" geht es um Saygın, der als Callboy arbeitet und mit wohlhabenden Frauen schläft. Das Problem: Seine Stammkundin Serap ist geradezu besessen von ihm und will ihn exklusiv für sich – und dann verliebt Saygın sich in Nehir, die beste Freundin von Seraps Tochter, erzählt ihr allerdings nichts von seinem Doppelleben. Am Ende verliert er alles, gibt seinen Callboy-Job auf und eröffnet stattdessen ein Restaurant. Dort begegnen sich die beiden zufällig wieder, und Nehir lächelt ihn an. Als wäre nie etwas gewesen …

Der Netflix-Film spiegelt laut Katharina Samoylova perfekt das Muster vieler toxischer Beziehungen wider: "Der Täter zeigt kurz Reue, und das Opfer vergibt – weil sie an das Gute in ihm glauben will. Diese ständige Hoffnung hält die Abhängigkeit in toxischen Beziehungen am Leben. Am Ende romantisiert der Film genau das, was in der Realität Frauen kaputtmacht: Lügen, Betrug und emotionale Achterbahnen werden als 'Wachstumsgeschichte' verkauft."

"Love Again"​


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"Love Again" handelt von Mira, die Nachrichten an ihren verstorbenen Verlobten schreibt, um ihre Trauer zu verarbeiten. Was sie nicht weiß: Seine Nummer wurde bereits neu vergeben – und ihre intimen Nachrichten landen bei Rob. Anstatt ehrlich zu sein und Mira darauf hinzuweisen, nutzt er sein Wissen über sie, um ihr näherzukommen. "Das ist eine klare Grenzüberschreitung – wird im Film aber als süßer 'Liebestrick' verkauft", sagt Katharina Samoylova.

Das Ganze sei zwar charmant inszeniert, aber die Botschaft, dass Grenzen überschritten werden dürfen, solange es 'aus Liebe' passiert, bleibt laut Psychologin bedenklich: "Genau diese Verschiebung zwischen Romantik und Manipulation macht solche Geschichten so gefährlich. Toxische Beziehungen beginnen oft mit solchen kleinen, charmanten Grenzüberschreitungen. Filme wie 'Love Again' lassen das Unangemessene normal erscheinen und normalisieren Grenzüberschreitungen."

"Purple Hearts"​

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(Bildquelle: Netflix / Mark Fellman)
Cassie und Luke heiraten in "Purple Hearts" aus Berechnung: Sie profitieren beide vom Trennungsgeld, das Luke während seines Militäreinsatzes im Irak bekommt. Das Problem: Lukes Vater ist ehemaliger Militärpolizist und hat früher genau solche Betrugsfälle aufgedeckt, sodass die beiden versuchen müssen, ihre Beziehung echt wirken zu lassen. Obwohl ihre Verbindung von Anfang an auf einem Betrug basiert und Luke Cassie durch seine Drogenvergangenheit sogar in Gefahr bringt, gibt es am Ende ein Happy End.

"Für mich ist das alles andere als romantisch", so Katharina Samoylova. "Das ist eine Geschichte über zwei Menschen, die sich gegenseitig täuschen und trotzdem glauben, echte Liebe gefunden zu haben." Genau das sei laut der Psychologin der Kern vieler toxischer Beziehungen: (Selbst)täuschung, Angst und die Hoffnung, eine Person retten oder ändern zu können.

Und das ist noch nicht der einzige problematische Punkt in "Purple Hearts": "Die permanente Angst vor Entdeckung trägt psychologisch stark dazu bei, dass die beiden nach und nach tatsächlich Gefühle füreinander entwickeln. Verliebtheit und Angst haben die gleichen neurologischen Mechanismen – unser Nervensystem kann zwischen beiden nicht unterscheiden", erklärt Katharina Samoylova.

Schluss mit dem falschen Bild von Liebe!​

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(Bildquelle: Netflix)
All diese Filme haben in Katharina Samoylovas Augen eines gemeinsam: Sie romantisieren Muster, die in der Realität Menschen in destruktive und oft sogar gefährliche Beziehungen führen. Diese Filme normalisieren Kontrolle, Grenzüberschreitungen, Manipulation und emotionale Achterbahnen als wahre Liebe. "Genau deshalb sind sie so gefährlich: Nicht weil sie Unterhaltung sind, sondern weil sie Prägung sind – besonders für junge Menschen, die gerade lernen, was Liebe ist", so die Psychologin.

Was diese falschen Überzeugungen anrichten können, sieht Katharina Samoylova immer wieder in ihrem Job: "Ich habe bereits viele Frauen begleitet, deren Liebesgeschichte einem Hollywood-Film ähnelte – oder zumindest filmreif war. In den Gesprächen mit diesen Frauen kam fast immer heraus, dass sie zutiefst überzeugt sind, dass Liebe genau so sein muss: Drama, Schmerz, Achterbahn." Die Psychologin betont, dass wir in dieser Sache natürlich viel von unseren Eltern und unseren eigenen Familiendynamiken lernen würden. Durch toxische Liebesfilme wird dieses falsche Bild von Liebe allerdings immer wieder gefestigt, normalisiert und romantisiert.

Eine mögliche Lösung, die Katharina Samoylova für sinnvoll hält: "Es sollte neben den üblichen Warnungen vor sexuellen Handlungen, Drogen oder Gewalt auch klar gekennzeichnet werden, wenn in einem Film toxische Beziehungsdynamiken wie Manipulation, Betrug, Kontrolle oder emotionale Erpressung als romantische Liebe dargestellt werden." Denn am Ende führt das, was auf der Leinwand als aufregend und leidenschaftlich inszeniert wird, im realen Leben zu zerstörerischen Beziehungen.

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