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Wegen neuer Nummer 1 bei Netflix: Deutsche Schüler fordern Lehrplanänderung

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Sadia Marie Ouro-Gbele

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(Bildquelle: Netflix)
Das von Elyas M'Barek produzierte Netflix-Projekt platziert sich in drei Ländern an der Spitze. An deutschen Schulen sorgt das für Gesprächsstoff.

Chabos wissen, wer der Babo ist – und sie würden gerne noch mehr über ihn wissen. Babo ist das kurdische Wort für Vater und ist titelgebend für Netflix' neue Nummer 1 "Babo – Die Haftbefehl-Story". Chabo bedeutet so viel wie "Junge", "Mitläufer" oder "Bruder" (via Netzwelt). Seit die neue Netflix-Doku am 28. Oktober über den Rapper Haftbefehl, mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan, startete, diskutiert das Netz. Laut tagesschau ist die Produktion in Deutschland, Österreich und der Schweiz die neue Nummer 1. Doch nicht nur das, Schüler*innen aus Offenbach fordern jetzt: Haftbefehl muss in den Lehrplan.

Die Dokumentation verherrlicht seinen Erfolg nicht, ganz im Gegenteil. Der Netflix-Film ist intim, kritisch und ernst. In diesem Trailer könnt ihr euch einen eigenen Eindruck über die Dokumentation machen.

» Video ansehen: Babo: Die Haftbefehl-Story | Offizieller Trailer
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Netflix-Film bewegt Schüler*innen​


Zu Beginn von "Babo – Die Haftbefehl-Story" verrät Aykut Anhan, warum er die Dokumentation macht: Er möchte, dass seine Geschichte richtig erzählt wird, falls ihm mal was passiert. Die Dokumentation zeigt, dass ihm bisher ganz schön viel passiert und passiert ist. Von traumatischer Kindheit, einem suizidalen Vater und Substanzmissbrauch – die Kamera hält ungeschönt drauf. Diese Erlebnisse verarbeitet der Rapper in seinen Texten und genau das findet der Stadtschüler*innenrat aus Offenbach lehrreich.

Der Künstler ist selbst in Offenbach am Main aufgewachsen und thematisiert sein Leben in seinen Texten. Stadtschulsprecher Luca Dobrita erklärt gegenüber der hessenschau, warum die Texte Teil des Unterrichts werden sollten:

"Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation."
Die von Elyas M'Barek produzierte Dokumentation erzählt von Haftbefehls Kindheit und Jugend, vom frühen Drogenhandel und dem Schulschwänzen. In seinen Texten vermischt er verschiedene Sprachen, Arabisch, Türkisch, Englisch, Italienisch und Kurdisch. Seine Eltern stammen aus der Türkei, sein Vater war Kurde aus Ostanatolien.

"Es geht nicht nur um Raptexte. Es geht um Identität, Zugehörigkeit und Bildungsgerechtigkeit." Stadtschulsprecher Luca Dobrita über Texte von Haftbefehl
Haftbefehl könnte laut den Schüler*innen in ganz unterschiedlichen Fächern relevant sein, wie Musik, Deutsch, Politik und Wirtschaft. Der Stadtschüler*innenrat wird auch von Lehrern wie dem Deutschlehrer Dennys Jochum von der Edith-Stein-Schule in Offenbach unterstützt. Doch die Politik gibt eine klare Absage für den Vorschlag.

Wer noch kein Netflix-Abo hat, für diejenigen lohnt sich ein Angebot von MagentaTV: Hier gibt es ein Kombi-Paket aus Netflix, Disney+, RTL+ gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen und Privatsendern. Mehr Informationen zu dem Angebot findet ihr hier.

Entscheidung gefallen: Kultusministerium teilt Meinung​


Obwohl der Stadtschüler*innenrat unterstützt wird, gibt es vom hessischen Kultusministerium eine klare Haltung zu dem Thema:

"Weder die Texte des Rappers noch sein kontroverses Auftreten in der Öffentlichkeit stehen im Einklang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, den die Schulen erfüllen."
Des Weiteren spricht das Ministerium von "politisch fragwürdige[n] Positionen" Haftbefehls. Außerdem kritisieren sie die Texte aufgrund von:

"Antisemitismus, Sexismus, Gewaltphantasien, unreflektierte Suizidbejahung, Glorifizierung von Rauschmitteln".
Doch Haftbefehls Einfluss ist nicht wegzudiskutieren und besonders eine bestimmte Szene schlägt aktuell Wellen in den Sozialen Medien. In einem ruhigen Moment in "Babo – Die Haftbefehl-Story" zeigt der Rapper dem Kamerateam den Song "In meinem Garten" vom Liedermacher Reinhard Mey. Seither stieg der Song in die Top 50 der Streamingplattformen Spotify und Apple auf (via Deutschlandfunk). Auf TikTok teilen Fans, dass sie das Lied neu entdeckt haben und vor allem nach der Dokumentation tief berührt sind.

Die lyrische Komponente von Raptexten hat in Deutschland bisher wenig Anerkennung gefunden. International wurde sogar schon der Pulitzerpreis für Raptexte vergeben. Das Gespräch über Haftbefehl im Lehrplan ist also vielleicht noch eine Diskussion wert.

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