A
Andreas Engelhardt
Guest
Oscarpreisträger Russell Crowe rechnet mit der Fortsetzung seines wohl größten Films überhaupt ab.
Nach satten 24 Jahren des Wartens erschien im vergangenen Jahr die mit Spannung erwartete Fortsetzung von Ridley Scotts Monumental-Epos „Gladiator“. Der Altmeister führte dabei erneut Regie, mit Connie Nielsen und Derek Jacobi kehrten auch Stars des Originals zurück. Auf Russell Crowe musste man verständlicherweise jedoch verzichten, die Rolle des titelgebenden Gladiators übernahm im zweiten Teil Paul Mescal.
Crowe selbst äußerte sich jetzt mit etwas Verspätung, aber dafür entwaffnender Ehrlichkeit eindeutig über „Gladiator 2“. In einem Interview mit dem australischen Radiosender Triple J (via Variety) machte der Neuseeländer aus seiner Enttäuschung keinen Hehl:
„Ich denke, die jüngste Fortsetzung, die wir nicht einmal namentlich benennen müssen, ist ein wirklich bedauerliches Beispiel dafür, dass selbst die Leute im Maschinenraum nicht wirklich verstanden haben, was den ersten Teil besonders gemacht hat. Es war nicht das Pompöse. Es war nicht das Zeremonielle. Es war nicht die Action. Es war der moralische Kern.“
Wir stellten uns der besonderen Herausforderung: Welcher Film wurde besser bewertet? Das Ergebnis könnt ihr hier sehen:
» Video ansehen: Welche Filme wurden besser bewertet?
Russell Crowe lehnte „Gladiator“-Szenen mehrfach ab
Crowe betonte, wie wichtig es ihm während der Dreharbeiten zum ersten Film war, die Integrität seines Charakters zu bewahren. Immer wieder habe es kreative Auseinandersetzungen gegeben, etwa um vorgeschlagene Sexszenen für Maximus, die Crowe entschieden ablehnte:
„Die Sache ist, es war ein täglicher Kampf am Set. Ein täglicher Kampf, um den moralischen Kern der Figur zu bewahren. Die Anzahl der Male, bei denen sie Sexszenen und so etwas für Maximus vorgeschlagen haben – es ist, als würde man ihm seine Kraft nehmen. Also sagt ihr gleichzeitig, er hatte diese Beziehung zu seiner Frau und hat mit einer anderen geschlafen? Was redet ihr da? Das ist verrückt.“
Der Handlungsantrieb des Originals war Maximus’ tiefe Trauer über die Ermordung seiner Frau und seines Kindes, die ihn zur Rache motivierte. Für Crowe war es deshalb unlogisch, seinem Charakter eine andere Liebesbeziehung oder Affären zu unterstellen. In „Gladiator 2“ wird jedoch offenbart, dass Maximus in der Vergangenheit eine Beziehung mit Lucilla (Connie Nielsen) hatte, aus der ihr Sohn Lucius ( Mescal) hervorgegangen ist. Für Crowe stellt diese Wendung eine Verletzung der moralischen Klarheit seines Charakters dar, die im ersten Film so entscheidend war.
Anscheinend hatte auch ein beachtlicher Teil des Publikums so seine Probleme mit der Fortsetzung, denn an den Ruhm von „Gladiator“ reichte der zweite Teil nicht heran. Hatte das Original noch fünf Oscars gewonnen – unter anderem für Bester Film und Bester Hauptdarsteller –, kam „Gladiator 2“ lediglich auf eine Nominierung für Bestes Kostümdesign. Bei IMDb fällt die Fortsetzung ebenfalls deutlich ab: Nur 6,5 von 10 Sternen gibt es dort; „Gladiator“ steht mit seiner Wertung von 8,5 Sternen hingegen auf Platz 33 der laut IMDb besten Filme aller Zeiten.
Lese weiter....