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Celina Capell
Guest
Der Titel hat im Original eine ganze besondere Bedeutung, kommt in der deutschen Fassung aber nicht richtig zur Geltung. So emotional sind die Worte wirklich.
In der erotisch-romantischen Verfilmung „Tell Me Softly“ nach dem gleichnamigen Bestseller von „Culpa Mía“-Autorin Mercedes Ron kommt der Titel in einer besonders emotionalen Szene vor. Falls ihr bei Prime Video allerdings nicht die spanische Originalfassung, sondern in der deutschen Synchronisation schaut, könntet ihr den Moment und die nuancierte Bedeutung dahinter verpassen.
– Achtung: Es folgen Spoiler zum Ende des Films! –
Ihr habt noch gar nicht reingeschaut? Der Trailer verschafft euch einen ersten Einblick zu „Tell Me Softly“:
» Video ansehen: Tell Me Softly - Trailer Deutsch
„Tell Me Softly“: In der deutschen Synchro geht der Titel verloren
Zum emotionalen Wendepunkt gegen Ende des Films konfrontieren sich Kamila (Alicia Falcó) und Thiago (Fernando Líndez) endlich in einer emotionsgeladenen Aussprache. Dabei zeigt Thiago sich verletzlich und gesteht, dass Kamis Vertrauensbruch ihn damals so verletzt habe, weil er niemanden so geliebt habe wie sie. Kamila erwidert, dass sie ihn auch geliebt hat.
Stur, wie Thiago eben ist, fordert er Kami heraus, ihm zu verraten, ob sie immer nur ihn geliebt hat und jemals genauso verliebt in ihn war wie er in sie. In der deutschen Synchronisation hören wir ihn folgende Worte sagen:
„Ja, was? Ja. Thiago, ich war verliebt in dich? Ja, Thiago, ich habe dich von ganzem Herzen zurück geliebt? Sag's mir. Komm, wir sind allein. Du und ich. Also sag es mir. Sag es mir leise.“
Die deutsche Übersetzung funktioniert zwar im übertragenen Sinne dafür, dass Thiago ein leises Eingeständnis ihrer Gefühle fordert. Kami soll ihm quasi zuflüstern, in diesem Moment, in dem sie sonst niemand hören kann und die Wahrheit sagen, die sich beide kaum auszusprechen trauen. Thiagos Aufforderung kann also wörtlich als leises Plädoyer für Verletzlichkeit inmitten dieses Gefühlchaos verstanden werden. In der Synchronfassung geht die eigentliche Titelmetapher jedoch verloren.
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„Tell Me Softly“ heißt im Original „Dímelo bajito“
Tatsächlich trägt der Film denselben Titel wie die Buchvorlage von Mercedes Ron, im spanischen Original „Dímelo bajito“. Wer die englische Synchronisation oder gar die spanischsprachige Originalfassung bei Prime Video schaut, stellt ihr fest, dass Thiago statt „sag es mir leise“ an dieser Stelle im Film passenderweise den entsprechenden Titel in Worte fasst. Egal ob auf Englisch oder Spanisch, durch die Aufforderung „tell me softly“ beziehungsweise „dímelo bajito“ kommt nicht nur die Namensmetapher, sondern auch ihre tiefere Bedeutung besser zur Geltung als auf Deutsch.
Neben der drängenden Bitte nach schmerzhaften Wahrheiten enthalten Thiagos Worte auf Englisch und Spanisch auch den Wunsch nach Zärtlichkeit. Der Buch- und Filmtitel lässt sich zwar wie oben für die deutsche Synchro beschrieben übersetzen, neben „leise“ kann „softly“ oder „bajito“ im romantischen Kontext auch für „sanft“ und „zärtlich“ stehen.
Im Original erschließt sich also besser die Bedeutung der Worte in diesem intimen und zerbrechlichen Moment der sanften Annäherung zwischen Kamila und Thiago. Die beide öffnen sich einander, haben jedoch auch Angst vor ihren Gefühlen und den Konsequenzen. Zwischen ihnen steht nicht nur die Vergangenheit, sondern auch Kamis neu entdeckte Gefühle für Taylor (Diego Vidales), die ihre Beziehung zu den beiden Di-Bianco-Brüdern noch mächtig verkomplizieren wird.
Sowohl das Liebesdreieck rund um Kami, Taylor und Thiago als auch die Titelmetapher setzt sich in den Folgebänden der „Tell Me“-Reihe von Mercedes Ron fort. Die zweite Verfilmung „Tell Me in Secret“ („Dímelo en secreto“) ist bereits in Arbeit und wir dürfen uns sicherlich auch auf eine Adaption von „Tell Me with Kisses“ („Dímelo con besos“) freuen. Ob die Buchnamen dabei auch so passend in den Film integriert werden und wie es dann die deutsche Synchro löst, bleibt spannend.
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