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"Materialists": Einer der besten Filme des Sommers könnte besonders in einem Punkt enttäuschen

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Wie auch beim Dating selbst trügt der Schein in Celine Songs neuem Film: "Was ist Liebe wert: Materialists" ist keine Romcom und gerade deshalb besonders.

Nach ihrem gefeierten Regiedebüt "Past Lives" beglückt uns Celine Song mit einem neuen Film. "Was ist Liebe wert: Materialists" mit den Marvel-Stars Dakota Johnson ("Madame Web"), Chris Evans ("Captain America") und Pedro Pascal ("Fantastic Four: First Steps") in den Hauptrollen startet am 21. August 2025 in den deutschen Kinos.

"Materialists" erzählt, inspiriert von Songs Erfahrungen als Heiratsvermittlerin in New York, die Geschichte einer ehrgeizigen Partnervermittlerin, die zwischen einem reichen Traummann und ihrer mittellosen Jugendliebe hin- und hergerissen ist.

Doch hinter dem Kinofilm steckt mehr, als es zunächst scheint. Wie so viele Datingprofile wirkt "Materialists" auf der Leinwand ganz anders als in der Vorschau. Anders als suggeriert wird, ist es keine romantische Komödie. Nicht nur das könnte Fans, die auf leichtmütiges Sommerkino mit einem heißen Liebesdreieck aus sind, vor den Kopf stoßen.

Wie so oft auch das Leben, die Liebe und vor allem die moderne Datingwelt ist meine Einstellung zu "Materialists" kompliziert, aber dennoch voller Liebe! Neben einer Empfehlung möchte ich daher eine kleine Warnung vorwegschicken, damit ihr (ohne größere Spoiler) wisst, worauf ihr euch einlasst und der Kinobesuch kein unschönes Blind Date wird.

"Materialists" seziert die Romcom​


Der hochkarätige Cast mit Chris Evans, Dakota Johnson und Pedro Pascal im angeblichen Liebesdreieck sowie die glamouröse Inszenierung und nicht zuletzt Poster und Trailer von "Materialists" deuten auf eine strahlende Hochglanz-Romcom für den Sommer hin – doch der Schein trügt:

LinkWas ist Liebe wert - Materialists - Trailer Deutsch
Regisseurin Celine Song und Studio A24 sind für Kinokundige vielleicht schon ein guter Hinweis, doch vor allem Fans leichtmütiger Romcoms dürften von der Ausrichtung von "Materialists" kalt erwischt und vielleicht sogar enttäuscht werden.

Celine Songs neuestes Werk ist statt einer Romcom eher wie eine Abrechnung mit dem Genre, ein satirisches Drama über desillusioniertes Dating und erfolgsorientierte Ehen.

Statt zwischen zwei Männern ist Protagonistin Lucy (Dakota Johnson) im Grunde eher zwischen Passion und Pragmatismus hin- und hergerissen. Die Heiratsvermittlerin reduziert das Erfolgsrezept hinter der Partnersuche auf Geld und gutes Aussehen. Glücklicherweise hat ihr neuer Verehrer (Pedro Pascal) von beidem reichlich. Das Aufeinandertreffen mit ihrem mittellosen Ex (Chris Evans) und die Schattenseiten der Datingwelt lassen Lucy jedoch ihre Grundsätze infrage stellen.

Der neue Kinofilm ist keine wirkliche Komödie, wenn auch geprägt von jeder Menge zynischem Humor. Wie romantisch "Materialists" ist, hängt am Ende ganz davon ab, wie man die titelgebende Frage, was Liebe wert ist und aufwiegen kann, für sich beantwortet.

Die fast schon philosophische Gesellschaftsstudie über Partnerschaft hinterfragt das Konzept von Liebe und beleuchtet dabei nicht Themen wie Materialismus und Geltungssucht.

Melancholisch, scharfsinnig und atmosphärisch ist "Materialists" ein sehenswerter Film, der berührt und nachwirkt, wenn man sich darauf einlässt. Dabei hält uns "Materialists" den Spiegel vor und präsentiert uns, optisch ästhetisch, ungeschminkte Wahrheiten, die unser Beziehungsleben in ein unschmeichelhaftes Licht rücken können.

Unerwartet düster nimmt die Geschichte einen ernsthaften Einschlag (Achtung, kleiner Spoiler: Stalking, sexuelle Nötigung und Missbrauch sind Thema), gibt diesen wichtigen Themen jedoch nicht genug Raum.

Als Drama trotz harter Themen nicht hässlich genug​


Nicht mutig genug war für mich der Cast, der kaum mehr Hollywood schreien könnte. Trotz nuancierter Darstellung konnte der Funke wahrer Chemie zwischen den Charakteren nie so recht überspringen, wodurch die durchaus vorhandene romantische Komponente mich nicht überzeugen konnte.

Genauso wenig wie die Tatsache, dass Chris Evans' ("Sexiest Man Alive" 2022) Charakter John durch reine Mittellosigkeit als schlechter Fang verkauft werden sollte. Trotz allem war seine Figur für mich am Ende noch der authentischste Charakter des Films.

"Materialists" hinterfragt moderne Beziehungsbilder und seziert romantische Vorstellungen von der wahren Liebe und näht am Ende dann doch alles so schön zusammen, wie es nur eine hochwertige Schönheitsoperation vermag.

Eine unerwartet zynische und eindringliche Perspektive des Films mag zwar Wunden aufreißen, ist am Ende aber nicht mutig genug, um Narben zu hinterlassen.

Am Ende unterwirft sich der Film dann doch den Konventionen, die er zuvor parodierte, und konterkariert sich so selbst. Auf Kosten eines obligatorischen Happy Ends, das Fans typischer Romcoms kaum zufriedenstellen wird, geht die Botschaft von "Materialists" ein Stück weit verloren. Die Balance gelang Celine Song in "Past Lives" besser.

Letztendlich ist "Materialists" ein bisschen wie ein Blind Date, das anders verläuft als geplant, aber sich dennoch gelohnt hat. Ab dem 21. August 2025 könnt ihr euch selbst von dem Liebesdreieck im Kino überzeugen.

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