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"Kein einziges Wort": Eine "Star Wars"-Legende hat die Sci-Fi-Reihe nie verstanden

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Andreas Engelhardt

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(Bildquelle: IMAGO / Capital Pictures)
Man kann auch in einem der größten Filme aller Zeiten mitspielen, ohne ihn zu verstehen ... oder überhaupt sonderlich zu mögen.

Alec Guinness gilt als einer der größten Schauspieler des 20. Jahrhunderts – ein vielfach ausgezeichneter Künstler, Oscarpreisträger und Ritter des britischen Empires. Dennoch wird er von vielen Menschen heute vor allem mit einer einzigen Rolle verbunden: als Obi-Wan Kenobi in der Original-"Star Wars"-Trilogie.

Bittere Ironie des Schicksals ist es, dass Guinness selbst mit seiner berühmtesten Darbietung außerordentlich fremdelte.

Guinness war zunächst wenig begeistert vom Drehbuch, das er als "Mist" bezeichnete (via Collider). Trotzdem fand er die Geschichte faszinierend genug, um weiterzulesen. Doch erst als das Filmstudio 20th Century Fox sein Honorar auf 300.000 Dollar verdoppelte und ihm zusätzlich 2 % der Einnahmen versprach, willigte er ein. Später schenkte ihm Regisseur George Lucas sogar weitere 0,25 % des Gewinns – aus Dankbarkeit.

Die Dreharbeiten selbst blieben ihm allerdings nicht in guter Erinnerung. Berühmtberüchtigt ist ein Brief, den Guinness während des Drehs an einen Freund schrieb. Darin äußerte er sich abfällig über das Projekt (via El País):

"Kann nicht sagen, dass ich den Film genieße – neuer, miserabler Dialog erreicht mich jeden zweiten Tag auf rosa Papier – und nichts davon macht meine Figur verständlich oder auch nur erträglich."
Auch in seiner Autobiografie lässt sich ein weiteres Beispiel für seine Distanz zur Rolle finden: Dort gesteht er, dass er "kein einziges Wort" verstanden habe von dem, was seine Figur eigentlich sagte. Seine Kritik richtete sich auch direkt an Regisseur George Lucas, über den er schrieb, dieser habe "keine Ahnung, wie man Schauspielende führt".

Trotzdem gelang es "Star Wars", Filmgeschichte zu schreiben – und damit befindet sich das Werk in guter Gesellschaft:

» Video ansehen: Diese Science-Fiction-Filme haben das Kino revolutioniert
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Alec Guinness fremdelte mit dem großen Erfolg von "Star Wars"​


Als es an die Fortsetzungen ging, ließ Guinness sein Tagebuch an seiner wachsenden Abneigung teilhaben:

"Ich habe für einen Tag bei 'Star Wars II' zugesagt. Es ist langweiliger, miserabler Kram, aber da ich George Lucas viel verdanke, hatte ich schließlich nicht das Herz, nein zu sagen."
Doch nicht nur die Qualität des Drehbuchs und die Charakterzeichnung machten Guinness zu schaffen, sondern auch der Erfolg des Films. In seinem autobiografischen Buch "A Positively Final Appearance" schrieb er:

"Vor zwanzig Jahren, als der Film zum ersten Mal gezeigt wurde, hatte er eine Frische, auch ein Gefühl für Moral und Spaß. Dann begann ich, mich unwohl zu fühlen mit dem Einfluss, den er haben könnte."
In demselben Buch erzählt er auch von einem zwölfjährigen Jungen, der den Film etwa hundertmal gesehen hatte. Guinness war so schockiert, dass er dem Kind ein Autogramm gab – unter der Bedingung, dass es den Film nie wieder anschaut.

» Video ansehen: Star Wars: George Lucas glaubte an einen Flop
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Auch wenn Guinness den finanziellen Vorteil der Rolle zu schätzen wusste – "Ich kann für den Rest meines Lebens in der einigermaßen bescheidenen Weise leben, an die ich gewöhnt bin, habe keine Schulden und kann Angebote ablehnen, die mich nicht interessieren" –, konnte er sich mit dem Ruhm nie wirklich anfreunden, wie Collider berichtet. Er betrachtete sich selbst als Charakterdarsteller, als "Miniaturist", wie er in einem Interview mit der Washington Post sagte: jemand, der eher durch innere Vorgänge als durch äußere Dramatik überzeugt.

Guinness wollte also nie ein öffentlicher Star oder Werbegesicht sein – nicht einmal Werbespots nahm er an, da er sich nicht "auf der Rückseite eines Busses sehen" wollte, wie er sagte. Der Kult um Obi-Wan war für ihn das Gegenteil dessen, was er als künstlerische Integrität empfand. In späteren Jahren distanzierte er sich zunehmend von "Star Wars". Es war für ihn fast schon eine existenzielle Strafe, dass Fremde ihn als eine Art religiöse Autorität verehrten und ihn mit Bitten um Lebenshilfe überhäuften – nur wegen einer Rolle, mit der er sich nie identifizierte.

Bereits 1977 prophezeite er im Interview: "Die Leute werden da zu viel hineinlesen – es ist einfache, einfache Kost für alle Altersgruppen." Vielleicht ist es besser, dass Alec Guinness nicht weiß, dass die meisten ihn heutzutage vermutlich einzig und allein als Obi-Wan Kenobi kennen.

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