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Eileen Melzer
Guest
Heute startet auf Netflix ein Horrorfilm, der euch garantiert Gänsehaut beschert.
Mit „A Quiet Place“ lieferte uns „The Office“-Star John Krasinski 2018 ein Horrorfilm-Meisterwerk: Trotz der mitreißenden Handlung einer furchteinflößenden Alieninvasion handelt der Film vor allem vom Überlebenskampf der fünfköpfigen Familie Abbott, für die das Publikum absolut mitfühlt, mit ihnen trauert, mit ihnen leidet und tiefe Sympathie empfindet.
Aufgrund des Erfolgs des Films ging flugs ein Sequel in Produktion. „A Quiet Place 2“ erschien 2020 und zeigte uns nicht nur, wie es für die verbliebenen Abbott-Familienmitglieder weiterging, sondern gewährte uns mittels Rückblenden ebenfalls einen Einblick von dem ersten Tag der Invasion der geräuschsensiblen Aliens.
Mit dem Prequel „A Quiet Place: Tag Eins“ wird dem ersten Tag ein ganzer 99-minütiger Film gewidmet. Im Fokus der Handlung stehen hier allerdings nicht die Abbotts, sondern die krebskranke Samira „Sammy“ (Lupita Nyong’o). Ausgerechnet während eines Ausflugs mit ihrer Hospizgruppe nach New York City beginnt die Alieninvasion – und da New York City bekanntlich eine der lautesten Städte der Welt ist, ist die Situation umso riskanter.
Aufgrund ihrer Krankheit geht es Sammy jedoch nicht um ihr Überleben: Zusammen mit ihrem Kater Frodo begibt sie sich tiefer ins Stadtinnere, um ein letztes Mal an die vertrauten Orte zu gehen, an denen sie mit ihrem verstorbenen Vater war. Bei einer unwahrscheinlichen Begegnung trifft sie dabei auf den britischen Jurastudenten Eric (Joseph Quinn), der völlig überfordert von der Situation ist. Zusammen wagen sie sich durch die nun unheimlich stille Großstadt, jedoch in ständiger Gefahr, dass nur das kleinste Geräusch ihr Todesurteil sein könnte.
„A Quiet Place: Tag Eins“ ist ab sofort auf Netflix verfügbar. Falls ihr noch kein Netflix-Abo habt, könnt ihr beispielsweise eines über waipu.tv abschließen.
Ob es sich lohnt, den Film im Stream zu starten, verraten wir euch hier in unserer spoilerfreien Kritik. Einen ersten Einblick erhaltet ihr zunächst in diesem Trailer:
» Video ansehen: A Quiet Place: Tag Eins - Trailer Deutsch
Eileen: Ein überraschend bereicherndes Prequel mit grandioser Schauspielerei
Obwohl der Film nicht mehr von den Abbotts handelt, die man in den vergangenen Filmen lieben gelernt hat, war das Prequel nicht nur hinsichtlich der Horror-Inszenierung absolut mitreißend, sondern auch, weil es mich derart mit den Charakteren hat mitfiebern lassen.
Die Prämisse, dass Sammy durch ihre Krankheit nichts mehr zu verlieren hat und in New York nur noch einmal in Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater schwelgen möchte, hat mich unerwartet emotional berührt. Lupita Nyong’o spielt hier – wie man es von ihr unter anderem aus „12 Years a Slave“ und „Wir“ gewohnt ist – absolut grandios.
Etwas mehr gespannt war ich auf die Darbietung von Joseph Quinn, den ich bislang nur aus „Stranger Things“ kannte, aber schon damals habe ich mich in seine schauspielerischen Fähigkeiten verliebt. Als überforderter, leicht panischer Eric berührte Quinn mein Herz und ich saß angespannt auf der Kante meines Kinositzes und verfolgte mit wippenden Beinen sein und Sammys gefährliches Unterfangen.
Um kurz zur Handlung des Films zu kommen: Da wir in „A Quiet Place 2“ bereits einen Einblick erhielten, wie die Alieninvasion startete, empfand ich „A Quiet Place: Tag Eins“ als überaus sinnvolle Ergänzung, um uns eine weitere Perspektive der Katastrophe vor Augen zu führen.
Insgesamt hat mir „A Quiet Place: Tag Eins“ wirklich gut gefallen – womöglich sogar so gut, dass ich ihn besser als die bisherigen Filme finde. Daher kann ich euch das Werk nur wärmstens ans Herz legen. Übrigens benötigt ihr kein Vorwissen aus den anderen beiden Filmen, um „A Quiet Place: Tag Eins“ zu sehen. Dennoch würde sich eine Sichtung der beiden Teile anbieten, da einem so die Bezüge zwischen ihnen und dem Prequel klarer werden.
Michi: Gelungenes und fesselndes Sci-Fi-Horror-Drama im Herzen von New York
Wer sich dachte, dass die Geschichte rund um die lärmhassenden vernichtenden Monster aus dem Weltraum auserzählt wäre und ein Prequel damit völlig unnötig sei, wird mit „A Quiet Place: Tag Eins“ eines Besseren belehrt. Sicherlich, die Abbott-Familie um Emily Blunt aus den Teilen 1 und 2, die wir in den Vorgängerfilmen lieben gelernt haben, spielt in der Geschichte in New York keine Rolle.
Wir bekommen es in der Großstadt aber gleich mit zwei fantastischen Figuren zu tun, die durch großes Einfühlungsvermögen und Ausstrahlung glänzen. Dass die Charaktere den Film von Regisseur Michael Sarnoski so gut tragen, liegt an den atemberaubenden Schauspieltalenten der beiden Darsteller*innen. Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o schafft es wunderbar, die schrecklichen Szenen, die sich vor ihrem Auge abspielen und die damit verbundene Anspannung, nur keinen Laut von sich zu geben, auf das Publikum zu übertragen.
Auch Schauspielkollege Joseph Quinn vermag es in einer für ihn etwas anderen Rolle, gekonnt ein breites Potpourri an Emotionen aufzutischen – mit Erfolg. Angst, Panik, Verzweiflung, Trauer und Freude werden auf den Punkt serviert.
Das Storytelling kann sich auch sehen lassen. Worin sich „A Quiet Place“ im Allgemeinen von vielen anderen apokalyptischen Filmen unterscheidet, ist die Menschlichkeit und Nächstenliebe, die trotz der lebensbedrohlichen Umstände bestehen bleiben. Auch in dem neuen Prequel scheint das die Hauptbotschaft zu sein. Ein schöner Gedanke, wenn man bedenkt, dass die ganze Menschheit im Begriff ist, ausgelöscht zu werden und die Menschen in solchen Situationen eher zum Egoismus neigen.
In den knapp zwei Stunden lernen wir diesmal die Monster aus der Nähe kennen und bekommen sie deutlich öfter zu Gesicht als in den Filmen davor. Alles in allem ist „A Quite Place: Tag Eins“ ein überraschend gelungenes Horror-Prequel, dem die richtige Portion Drama beigemengt wurde und mich bis zur letzten Minute fesselte.
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