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Andreas Engelhardt
Guest
Im Netflix-Abo findet sich eine Sci-Fi-Perle, die garantiert nicht zu den leichtverdaulichen Mainstream-Vertreter des Genres gehört – dem ihr aber definitiv eine Chance geben solltet.
Bevor er mit „Parasite“ Oscar-Geschichte schrieb, war der südkoreanische Regisseur Bong-Joon Ho in westlichen Gefilden neben seinem Netflix-Film „Okja“ vor allem durch „Snowpiercer“ bekannt. Dieser Titel ist inzwischen vielleicht sogar mehr Leuten durch die gleichnamige Netflix-Serie ein Begriff, doch wir wollen uns hier ganz auf den Sci-Fi-Film konzentrieren.
Denn „Snowpiercer“ findet ihr aktuell ebenfalls im Abo von Netflix. Euch erwartet dabei durchaus anspruchsvolles Kino, das aber durch seine Ausgangslage dennoch leicht zugänglich ist:
Um die Erderwärmung zu bekämpfen, entließen etliche Regierungen ein chemisches Kältemittel in die Atmosphäre. Das Mittel funktionierte jedoch zu gut, eine globale Eiszeit war die Folge. 17 Jahre später im Jahr 2031 reisen in einem gigantischen Zug, dem titelgebenden Snowpiercer, die vermutlich letzten Überlebenden über die Erde.
Der Zug ist in ein Zweiklassensystem unterteilt: Je weiter man nach vorne kommt, desto wohlhabender sind die Leute. Im letzten Abteil lebt die untere Schicht zusammengepfercht, sie haben kaum Essen und werden von der vorderen Klasse ausgebeutet, die teils gar ihre Kinder nach vorne entführen.
Nach einem weiteren Zwischenfall reißt Curtis (Chris Evans) der strapazierte Geduldsfaden und er zettelt eine Revolution am Zugende an. Im Gegensatz zu den vielen vorherigen Versuchen, soll diese es endlich schaffen, sich bis nach ganz vorne zu kämpfen und die Maschine des Snowpiercers und damit die Kontrolle über den Zug zu erobern. Doch der Weg dorthin ist blutig, voller Opfer – und unschöner Enthüllungen.
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„Snowpiercer“ überzeugt an etlichen Fronten
„Snowpiercer“ glänzt neben seiner interessanten Geschichte unter anderem mit etlichen Stars: Marvel-Star Chris Evans, Tilda Swinton in einer fast schon gewohnt gewöhnungsbedürftigen Verkleidung, Jamie Bell, Octavia Spencer und Ed Harris sowie John Hurt mischen hier unter anderem mit.
Zudem besticht Bong-Joon Ho mit einem klaren Stil, da er die schwierigen Entscheidungen seiner Figuren nie aus den Augen verliert und zusätzlich den krassen Unterschieden zwischen den Klassen eindrucksvoll wiedergibt. In der Thematisierung der Zweiklassengesellschaft liegt wiederum die gesellschaftskritische Stärke von „Snowpiercer“, die wenig überraschend ein unschönes Licht auf unsere Welt wirft.
Zugleich wählt der Film aber auch keine einfachen Antworten oder Lösungen, sondern dreht seine Figuren – und dadurch auch sein Publikum – mit grausamen Überraschungen und der schwierigen Frage nach dem Umgang mit Macht durch den Fleischwolf. Dabei kommt es zu einigen Anblicken, die definitiv nichts für Zartbesaitete sind.
Einige Darstellungsformen und vermutlich auch das Ende mögen für einige Zuschauende gewöhnungsbedürftig sein, doch wir können euch eine Sichtung von „Snowpiercer“ nur wärmstens (Wortspiel beabsichtigt) ans Herz legen. Falls euch das nicht reicht, sei euch noch mit auf den Weg gegeben, dass der Film bei Rotten Tomatoes auf der Seite der Kritiker*innen eine Wertung von 94 % positiver Kritiken vorweisen kann. Davon können die meisten Filme wahrlich nur träumen.
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