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Auf diese Verfilmung mussten Horrorfans lange warten. Doch wird sie der langen Wartezeit gerecht?
Wer nicht nur Horrorfan ist, sondern auch die Werke von Stephen King feiert, kommt 2025 in den Genuss von zahlreichen neuen Verfilmungen. Nachdem "The Monkey" und "The Life of Chuck" bereits gestartet sind und zum Ende des Jahres die romangetreue Adaption von "The Running Man" auf uns wartet, gibt es ein dystopisches Werk, auf dessen filmische Adaption ich bereits seit Jahrzehnten warte: "The Long Walk – Todesmarsch". Am 11. September 2025 feiert die filmische Adaption hierzulande ihren Kinostart.
Als Jugendliche habe ich den Roman verschlungen, war geplättet von der dystopischen Welt, die Richard Bachmann alias Stephen King uns in seinem Roman präsentiert. Darin findet alljährlich ein Wettbewerb statt, bei dem 100 Jugendliche den sogenannten "Todesmarsch" antreten. Wer unter eine gewisse Marschgeschwindigkeit fällt und drei Verwarnungen erhalten hat, wird bei der vierten Verwarnung getötet. Pausen für menschliche Bedürfnisse sind nicht erlaubt. Nur der letzte Überlebende erhält unfassbar viel Geld und einen freien Wunsch, welcher auf der Stelle erfüllt wird.
LinkThe Long Walk - Trailer Deutsch
Es muss Ende der 1990er, Anfang der 2000er gewesen sein, als ich den Roman das erste Mal gelesen habe. Ich war noch jünger als die Teilnehmer im Roman, doch die dystopische Welt ließ mich nie los. Erstmals habe ich 2019 von der möglichen Filmadaption gehört, damals war André Ovredal ("Scary Stories to Tell in the Dark") als Regisseur involviert. Der fertige Film wurde schließlich von Regisseur Francis Lawrence inszeniert, der in der Filmlandschaft dank der "Hunger Games"-Reihe bekannt ist.
Die Änderung des Regisseurs stieß bei mir zunächst auf wenig Gegenliebe. Ich mag Ovredals markante Handschrift und sein Händchen für Jugendliche in Horror-Szenarien. Doch jetzt sollte ausgerechnet der "Hunger Games"-Regisseur diesen fantastischen Jugendroman adaptieren. Die Befürchtung stand im Raum, dass "The Long Walk" nun mehr Prunk und Glorie wie in "Hunger Games", statt die menschliche Psyche in den Fokus rücken könnte.
Im Vorfeld zum Kinostart feierten erste Stimmen die romangetreue Adaption. Nach ihrer Sichtung kann ich dem zwar zustimmen, doch mir sind zahlreiche Änderungen zum Roman aufgefallen. Statt 100 Teilnehmern gibt es 50 Teilnehmer, die Geschwindigkeit beträgt nicht mehr vier, sondern drei Meilen pro Stunde, das Alter der Teilnehmer wird vom Teenie-Alter nach oben korrigiert und der Wegesrand wird nicht mehr vom Publikum gesäumt, sondern bleibt geradezu menschenleer.
Die Motivation der Figuren, insbesondere von Garratym, ist anders und auch der Major erhält im Gegensatz zur Romanvorlage mehr Charaktertiefe. Dass sich der Schluss verändert, könnte einigen Romanleser*innen sauer aufstoßen, aber ein wichtiges Bild – für mich das Wichtigste – bleibt dennoch erhalten.
Ray (Cooper Hoffman) und Peter (David Jonsson)
Trotz all der Änderungen gelingt es der Adaption, den Geist der Geschichte nahezu perfekt aufzugreifen. Hatte ich zunächst die Befürchtung, dass der "Hunger Games"-Regisseur die hoffnungslose Geschichte von King zu sehr weichspült und die Tragödie des Wettbewerbs auf der Leinwand womöglich langweilig werden könnte, trat all dies nicht ein.
Dank der famosen Darbietungen des jungen Casts, allen voran Cooper Hoffman als Ray Garraty und David Jonsson als Peter McVries, wurden die Themen der Freundschaft, der Hoffnung am Ende des Weges besser ausgearbeitet und ich verließ mit einem erleichterten Seufzer den Kinosaal. Dieser Film war zwar anders als der Roman, punktete aber dadurch, menschlicher, authentischer und nahbarer zu sein, während er dabei die Härte nicht außen vorließ.
Zugegeben: der Roman ist in einem Schlussbild wesentlich dystopischer, hoffnungsloser, schonungsloser als es die Filmadaption schafft. Trotzdem bleibt man von Anfang bis Ende gebannt vor der Leinwand. In den meisten Momenten des Films ist der dystopische Thriller sehr ruhig. Gespräche zwischen den Teilnehmern füllen den Wettbewerb, die sich vor der todbringenden Tortur nicht kannten. Werden einige Figuren mehr in den Fokus gerückt, müssen andere weichen. Andere Szenen sind 1:1 aus dem Buch adaptiert. Durchbrochen werden ruhige Momente stets, wenn die vierte Verwarnung ausgesprochen wird und sich das Teilnehmerfeld kontinuierlich minimiert. Wer unter den Zuschauenden einen seichten Magen hat, sollte sich auf teils explizite Szenen einstellen.
Sie laufen bis sie sterben.
Die größte Stärke und auch der größte Unterschied zu den "Hunger Games"-Titeln sind für mich die Momente, wenn die Geschichte aus der Sicht der Teilnehmer gezeigt wird. Der Blick auf die marschierenden Füße auf dem sengenden Asphalt. Der Blick auf die weiten Felder am Wegesrand, die beinah menschenleeren Städte, durch die gelaufen wird. Die Trostlosigkeit und Sinnlosigkeit des totalitären Wettbewerbs kommt hier am besten zur Geltung. Und obwohl der Schluss im Gegensatz zum Film verändert wird, bleiben die letzten Momente des Films ein Spiegelbild des Romans: Was tun, wenn all die Wünsche auf Erden mit einem Moment erfüllt sind?
Mein Fazit bleibt: Mit "The Long Walk – Todesmarsch" wird uns eine überfällige Stephen-King-Adaption geliefert, die nichts von ihrer Härte misst. Zwar ist der Roman in Teilen hoffnungsloser, der Kern der Geschichte bleibt dank der übermittelten Kameraderie der Figuren im Film greifbarer und authentischer. Auf diese Verfilmung habe ich über 20 Jahre gewartet – und es hat sich gelohnt. Chapeau an alle Beteiligten.
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Wer nicht nur Horrorfan ist, sondern auch die Werke von Stephen King feiert, kommt 2025 in den Genuss von zahlreichen neuen Verfilmungen. Nachdem "The Monkey" und "The Life of Chuck" bereits gestartet sind und zum Ende des Jahres die romangetreue Adaption von "The Running Man" auf uns wartet, gibt es ein dystopisches Werk, auf dessen filmische Adaption ich bereits seit Jahrzehnten warte: "The Long Walk – Todesmarsch". Am 11. September 2025 feiert die filmische Adaption hierzulande ihren Kinostart.
Als Jugendliche habe ich den Roman verschlungen, war geplättet von der dystopischen Welt, die Richard Bachmann alias Stephen King uns in seinem Roman präsentiert. Darin findet alljährlich ein Wettbewerb statt, bei dem 100 Jugendliche den sogenannten "Todesmarsch" antreten. Wer unter eine gewisse Marschgeschwindigkeit fällt und drei Verwarnungen erhalten hat, wird bei der vierten Verwarnung getötet. Pausen für menschliche Bedürfnisse sind nicht erlaubt. Nur der letzte Überlebende erhält unfassbar viel Geld und einen freien Wunsch, welcher auf der Stelle erfüllt wird.
LinkThe Long Walk - Trailer Deutsch
Es muss Ende der 1990er, Anfang der 2000er gewesen sein, als ich den Roman das erste Mal gelesen habe. Ich war noch jünger als die Teilnehmer im Roman, doch die dystopische Welt ließ mich nie los. Erstmals habe ich 2019 von der möglichen Filmadaption gehört, damals war André Ovredal ("Scary Stories to Tell in the Dark") als Regisseur involviert. Der fertige Film wurde schließlich von Regisseur Francis Lawrence inszeniert, der in der Filmlandschaft dank der "Hunger Games"-Reihe bekannt ist.
Die Änderung des Regisseurs stieß bei mir zunächst auf wenig Gegenliebe. Ich mag Ovredals markante Handschrift und sein Händchen für Jugendliche in Horror-Szenarien. Doch jetzt sollte ausgerechnet der "Hunger Games"-Regisseur diesen fantastischen Jugendroman adaptieren. Die Befürchtung stand im Raum, dass "The Long Walk" nun mehr Prunk und Glorie wie in "Hunger Games", statt die menschliche Psyche in den Fokus rücken könnte.
"The Long Walk" verändert viel zur Romanvorlage – macht dabei jedoch nichts kaputt
Im Vorfeld zum Kinostart feierten erste Stimmen die romangetreue Adaption. Nach ihrer Sichtung kann ich dem zwar zustimmen, doch mir sind zahlreiche Änderungen zum Roman aufgefallen. Statt 100 Teilnehmern gibt es 50 Teilnehmer, die Geschwindigkeit beträgt nicht mehr vier, sondern drei Meilen pro Stunde, das Alter der Teilnehmer wird vom Teenie-Alter nach oben korrigiert und der Wegesrand wird nicht mehr vom Publikum gesäumt, sondern bleibt geradezu menschenleer.
Die Motivation der Figuren, insbesondere von Garratym, ist anders und auch der Major erhält im Gegensatz zur Romanvorlage mehr Charaktertiefe. Dass sich der Schluss verändert, könnte einigen Romanleser*innen sauer aufstoßen, aber ein wichtiges Bild – für mich das Wichtigste – bleibt dennoch erhalten.

Trotz all der Änderungen gelingt es der Adaption, den Geist der Geschichte nahezu perfekt aufzugreifen. Hatte ich zunächst die Befürchtung, dass der "Hunger Games"-Regisseur die hoffnungslose Geschichte von King zu sehr weichspült und die Tragödie des Wettbewerbs auf der Leinwand womöglich langweilig werden könnte, trat all dies nicht ein.
Dank der famosen Darbietungen des jungen Casts, allen voran Cooper Hoffman als Ray Garraty und David Jonsson als Peter McVries, wurden die Themen der Freundschaft, der Hoffnung am Ende des Weges besser ausgearbeitet und ich verließ mit einem erleichterten Seufzer den Kinosaal. Dieser Film war zwar anders als der Roman, punktete aber dadurch, menschlicher, authentischer und nahbarer zu sein, während er dabei die Härte nicht außen vorließ.
Stiller Thriller, der für kurze Momente die Härte des Wettbewerbs zeigt
Zugegeben: der Roman ist in einem Schlussbild wesentlich dystopischer, hoffnungsloser, schonungsloser als es die Filmadaption schafft. Trotzdem bleibt man von Anfang bis Ende gebannt vor der Leinwand. In den meisten Momenten des Films ist der dystopische Thriller sehr ruhig. Gespräche zwischen den Teilnehmern füllen den Wettbewerb, die sich vor der todbringenden Tortur nicht kannten. Werden einige Figuren mehr in den Fokus gerückt, müssen andere weichen. Andere Szenen sind 1:1 aus dem Buch adaptiert. Durchbrochen werden ruhige Momente stets, wenn die vierte Verwarnung ausgesprochen wird und sich das Teilnehmerfeld kontinuierlich minimiert. Wer unter den Zuschauenden einen seichten Magen hat, sollte sich auf teils explizite Szenen einstellen.

Die größte Stärke und auch der größte Unterschied zu den "Hunger Games"-Titeln sind für mich die Momente, wenn die Geschichte aus der Sicht der Teilnehmer gezeigt wird. Der Blick auf die marschierenden Füße auf dem sengenden Asphalt. Der Blick auf die weiten Felder am Wegesrand, die beinah menschenleeren Städte, durch die gelaufen wird. Die Trostlosigkeit und Sinnlosigkeit des totalitären Wettbewerbs kommt hier am besten zur Geltung. Und obwohl der Schluss im Gegensatz zum Film verändert wird, bleiben die letzten Momente des Films ein Spiegelbild des Romans: Was tun, wenn all die Wünsche auf Erden mit einem Moment erfüllt sind?
Mein Fazit bleibt: Mit "The Long Walk – Todesmarsch" wird uns eine überfällige Stephen-King-Adaption geliefert, die nichts von ihrer Härte misst. Zwar ist der Roman in Teilen hoffnungsloser, der Kern der Geschichte bleibt dank der übermittelten Kameraderie der Figuren im Film greifbarer und authentischer. Auf diese Verfilmung habe ich über 20 Jahre gewartet – und es hat sich gelohnt. Chapeau an alle Beteiligten.
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