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Kristina Kielblock
Guest
Ich bin kein Fan von Weihnachtsfilmen, aber ich dachte, dieses Exemplar könnte was für mich sein. Leider nein.
– Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsläufig die der gesamten kino.de-Redaktion –
Seit dem 3. Dezember 2025 ist der neue Weihnachtsfilm „Oh. What. Fun.“ im Prime-Video-Abo online. Wer nicht weiß, worum es geht, bekommt mit dem Trailer schnell eine Idee:
» Video ansehen: Oh. What. Fun. - Trailer Deutsch
Ich hatte den Start des Films auf Amazon erwartet, weil ich Michelle Pfeiffer seit meiner Kindheit sehr verehre. Sie ist die einzige denkbare Catwoman und noch viel mehr für mich. Also war es klar, dass ich diesen neuen Film schaue, obwohl es ein Weihnachtsfilm ist, ein Genre, dessen Neuerscheinungen mich in der Regel wenig reizen.
Wenn ihr nur gute Unterhaltung und ein bisschen Stimmung sucht, ist es ein prima Weihnachtsfilm für die ganze Familie
Die Geschichte ist schnell skizziert. Eine Vorzeige-Mama mit großer Familie beginnt mit ihren perfekten Festvorbereitungen im Januar und erwartet, dass sich die gesamte Familie an die immergleichen Weihnachtstraditionen hält. Diese macht das auch, mehr oder weniger lust- und anspruchsvoll. Doch dieses Jahr verläuft aufgrund eines fatalen Missgeschicks alles anders. Die Familie vergisst die Mutter auf dem Weg zu dem Ausflug, den sie ihnen geschenkt hatte, was ihr wiederum die passende emotionale Ausgangslage verschafft, an den Feiertagen erstmals ganz allein in ein eigenes Weihnachtsabenteuer zu entfleuchen.
Die Prämisse hat mir sehr gut gefallen, weil ich erwartet habe, dass die Umsetzung sehr lustig ausfallen könnte und vielleicht auch eine hübsche Botschaft an all die übersehenen, geplagten Weihnachtsmütter beziehungsweise deren Angehörige bereithält. Aber weder das eine noch das andere ist wirklich eingetreten.
Hätte vielleicht ein echter Kultfilm werden können?
Die Regie und das Drehbuch lagen bei Michael Showalter, der schon im Studium eine Sketch-Truppe zusammen mit David Wain gründete, er kennt sich also mit Witzigkeit seit mehreren Jahrzehnten aus. Und sein neuer Film ist auch in weiten Teilen unterhaltsam geschrieben und hat einige hübsche Gags, allerdings gleichbleibend auf einem Niveau, das weder überraschend noch wirklich erinnerungswürdig lustig ist. Aber Humor ist Geschmackssache und wo die einen schmunzeln, klopfen sich die anderen auf die Schenkel, von daher ist das nicht mein Kritikpunkt. Ich wittere hier aber definitiv keine neue Weihnachtskomödie, die zum alljährlichen Kult avancieren könnte.
Der Kult hätte vielleicht entstehen können, wenn wirklich auf das eher selten besetzte Thema Mütterstress an Weihnachten eingegangen und das tragisch-komische Potenzial dessen ausgeschöpft worden wäre. Das passiert aber allein schon deswegen nicht, weil die Mutter übertrieben weihnachtsneurotisch ist und sich eigentlich überhaupt nicht für ihre Familie interessiert und sie mehr wie Feststatist*innen einsetzt. Dass ihr wiederum die Familie dafür wenig Wertschätzung entgegenbringt, ist zu nachvollziehbar, als dass man mit ihr Mitgefühl haben könnte, wenn sich der Ehemann als Weihnachtsmann lieber selber feiert als seine Frau, die Organisatorin all der schönen Dinge.
Irgendwie wirkte es auf mich so, als hätte der Film dauerhaft eine gute Absicht, aber nicht den Mut gehabt, sich konsequent in eine Weihnachtsmutterperspektive zu begeben. Dazu muss die Mutter nicht zur Heiligen werden, sollte aber auch nicht völlig überkandidelt und vorwiegend unempathisch gezeichnet sein. Und statt mehr die spannenden Familiendynamiken herauszuarbeiten, verliert sich das Werk in uninteressanten und zum Teil auch unglaubwürdigen Nebenschauplätzen, wie der Streit zwischen Schwager und Schwester.
Vielleicht waren einfach meine Erwartungen zu hoch, vielleicht stimmt es aber auch, dass die Idee zum Film einfach wesentlich großartiger ist, als das, was dann aus ihr gemacht wurde.
Leider ist der für mich beste Gag aus „Oh. What. Fun.“ schon im Trailer enthalten und selbst der ist nicht originell, sondern nur die hübsche Abwandlung einer uralten Pointe. Aber der wahre Kern, nämlich, dass wir uns alle wünschen sollten, unseren Müttern bei dem Weihnachtswahnsinn mehr Unterstützung geboten zu haben, als auf dem Sofa schön auszusehen, ist für alle ein prima Gedanke zum kommenden Fest.
Der Cast und natürlich allen voran meine geliebte Michelle Pfeiffer sind in jedem Fall schön anzusehen und bestimmt nicht der Grund, warum der Film für mich misslungen ist. Und wer sich nach pompöser Weihnachtskulisse sehnt, wird auch gut bedient. Euer eigenes Urteil zu „Oh. What. Fun,“ fällt ihr im Prime-Video-Abo, das ihr 30 Tage kostenlos testen könnt.
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