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Julia Staskowiak
Guest

Wer Horror mal aus einer ganz anderen Perspektive erleben möchte, sollte Ende Oktober den kürzesten Film aus dem Kino-Programm wählen.
Knarrende Dielen, quietschende Türen und ein Gewitter bei Nacht – mehr braucht es nicht, um ein Gefühl von Unbehagen heraufzubeschwören. Dass es auch dem besten Freund des Menschen so geht, beweist "Good Boy: Trust His Instincts".
In dem unkonventionellen Werk von Ben Leonberg trifft Haunted-House-Horror auf Psycho-Thriller aus der Perspektive eines Hundes. Glaubt es oder nicht, aber der Film hat damit bei mir mehr Anspannung ausgelöst als jeder andere Gruseltitel, den ich mir dieses Jahr angesehen habe.
Der offizielle Trailer liefert bereits einen fantastischen ersten Eindruck dessen, was euch bevorsteht:
» Video ansehen: Good Boy - Trust his Instincts - Trailer Omu

Geheimtipp im Oktober: So habt ihr Horror noch nie gesehen
Habt ihr schon mal einen Hund ins Leere starren, knurren oder bellen sehen? Und euch dann gefragt, was er da wohl gesehen hat? Oder gar versucht, ihn mit den Worten "Da ist nichts" zu beruhigen? Nun ja, vielleicht ist da doch was. Zumindest versucht uns "Good Boy" mit dieser Vorstellung in den Bann zu ziehen – in meinem Fall mit Erfolg.
Über die 73 Minuten Laufzeit hinweg hat mich die Geschichte um Indy (Indy) und Herrchen Todd (Shane Jensen) derart in Schockstarre versetzt, dass ich danach Muskelkater und Kieferschmerzen verspürte. Grund dafür: "Good Boy" spielt auf perfide Weise mit unseren Sehgewohnheiten.
Die Angst vor dem, was als Nächstes passiert, ist in dem Hunde-Horrorfilm allgegenwärtig – und zwar, ohne auf ausufernde Dialoge oder menschliches Empfinden zu setzen. Todd ist hier komplett nebensächlich; wir sehen nicht mal sein Gesicht. Der wahre Star des Films ist Indy, der mit seinen tierischen Instinkten wahrnimmt, was seinem Herrchen verborgen bleibt.
Besetzt hat Regisseur und Drehbuchautor Leonberg die Rolle des Hundes übrigens mit seinem eigenen – die vielleicht beste Entscheidung des Films. Wie Indy mit Mimik und Körperhaltung Sorge, Trauer und Todesangst auf die Leinwand bringt, ist oscarverdächtig.
"Good Boy" macht alles richtig – und revolutioniert Haunted-House-Horror
Anfangs arbeitet "Good Boy" noch über die minimalistische, aber nicht minder herausragende Geräuschkulisse. Doch bald wird aus einem Schatten, den man sich beinahe hätte einbilden können, eine düstere Entität.
Allerdings vermeidet Leonberg in seinem Spielfilmdebüt den Fehler, den schon so viele Horror-Vertreter vor ihm begangen haben. Der Schrecken im Haus ist wandelbar, zeigt sein Gesicht nie klar und lässt uns dadurch zurück mit dem, was im Genre eigentlich am schlimmsten ist: die eigene Fantasie gepaart mit diversen Interpretationsmöglichkeiten.
All das verpackt "Good Boy" in ein dunkles Herbst-Setting, das von Einsamkeit umgeben ist. Doch nicht nur die verregnete Nacht ließ mich erschauern. Der Tag zeigt sich im Film so düster, dass Entspannung im Keim erstickt wird. Selbst Lichteinstellungen, die mich im Horror-Genre sonst kurz aufatmen lassen, stellt der Streifen komplett auf den Kopf. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten.
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom extravaganten Hunde-Horror machen wollt, müsst ihr euch noch ein paar Tage in Geduld üben. "Good Boy: Trust His Instincts" kommt hierzulande am 30. Oktober 2025 in die Kinos.
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